Sarah Meuser bestreitet ihr erstes Rennen beim MRS-FunCup. Foto: hbz/Jörg Henkel

BISCHOFSHEIM. „Alle zu mir bitte! Alle zu mir”, schallt es aus dem Mund von Jürgen Appel. Der stellvertretende Leiter der Abteilung Automodellsport-Offroad (AMO) des ESV Bischofsheim steht am Sonntag in der prallen Sonne und beordert die Modellautos der „Rookies” lautstark an die Startlinie des „Rhein-Main-Circuits” .
Dann geht es los: Die ferngesteuerten Fahrzeuge sausen im Affenzahn über den teils dunkelblauen, teils hellgrünen Kunstrasenbelag und nehmen die schärfsten Kurven im höchsten Tempo. Selbst Wellen und Rampen scheinen den kleinen Boliden nichts anhaben zu können – und wenn sich doch mal einer überschlägt, sind die Streckenposten sofort da und bringen ihn wieder in die Spur. „Wow! Da können sich die Älteren ‘ne Scheibe von abschneiden”, zeigt sich der Kommentator am Mikrofon von den jungen Nachwuchspiloten beeindruckt, die auf einer Plattform gut drei Meter über dem Boden stehen und so die gesamte Rennstrecke überblicken können.
Unter ihnen ist die neunjährige Sarah Meuser, die heute ihr erstes offizielles Rennen im Rahmen des MRS-FunCups fährt. Gemeinsam mit ihrem Vater Marko, ihrer Mutter Anja und ihrem älteren Bruder Noah ist sie aus der Nähe von Neustadt an der Weinstraße angereist, um das Wochenende auf dem weitläufigen Vereinsgelände des ESV zu verbringen. Die Familie hat – wie viele der insgesamt 84 Teilnehmer – extra einen Pavillon aufgestellt, der nicht nur als Rückzugsraum, sondern auch als Werkstatt dient. Sarah macht es sich nach dem ersten Zeittraining auf einem Campingstuhl bequem, während ihr Papa zunächst noch an ihrem Fahrzeug herumwerkelt, um es für den nächsten Lauf fit zu machen. Dann nimmt auch er Platz und berichtet, wie Vater und Sohn zum Automodellsport beim ESV gekommen sind: „Noah war gerade mal fünf Jahre alt, als wir hier zusammen angefangen haben. Gleich nach der ersten Runde hat er einen Unfall gebaut und war total enttäuscht. Die anderen Vereinsmitglieder haben das gesehen, ihn getröstet und den Wagen repariert, sodass er weiterfahren konnte. Wir fühlten uns sofort aufgenommen und sind seitdem dabei.”
Mittlerweile hat auch die jüngere Tochter den Spaß am Rennfahren für sich entdeckt, auch wenn nicht immer alles sofort gelingt: „Gestern habe ich mit Älteren trainiert und versucht, mit ihnen mitzuhalten. Das hat zwar nicht so ganz geklappt, aber dafür sind mir jetzt mit den Jüngeren weniger Fehler passiert. ” Dass ihre Konkurrenten vor allem Jungs sind, stört sie nicht: „Ich denke, das spielt auf der Strecke keine große Rolle. Mir macht es jedenfalls nichts aus. ” Dennoch ist sie im Fahrerfeld eher die Ausnahme. „Das Geschlechterverhältnis ist natürlich nicht 50:50 hier”, erklärt Appel, der sich um den AMO-Nachwuchs kümmert: „Sarah ist zwar noch kein Mitglied bei uns, aber wir konnten trotz Corona zuletzt zwei weitere Kids für uns gewinnen.”
Einer davon, der kleine Aurelio, ist wie Sarah kurz zuvor sein erstes richtiges Rennen gefahren. Appel hat ihm und seiner Mutter bei der Vorbereitung als Betreuer und Mechaniker zur Seite gestanden – eine Arbeit, die das Vereinsurgestein unheimlich gerne macht: „Mein Herz hängt einfach daran. Zum einen ist das unsere Zukunft und zum anderen macht es einfach Spaß, den Lernerfolg zu sehen. Das ist meine Bezahlung. ” Dank einer derart engagierten Nachwuchsarbeit muss dem ESV darum sicher nicht bange sein.

Quelle: Main-Spitze vom 6. Juli 2021
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